Seit nun schon knapp fünf Monaten gibt es mit Sixty Minutes of Fame in München eine Veranstaltungsreihe der besonderen Art: Jeden Mittwoch sorgen drei teilnehmende DJs mit ihrem Können für Stimmung im Lenbachs & Söhne am Maximiliansplatz. Das Konzept ist einfach und genial: jeweils drei Bewerber haben die Chance innerhalb von gut einer Stunde das Publikum zu begeistern. Mit Freude an der Sache und Liebe zur Musik, wird mit den Gästen gejamt und getanzt bis der Morgen graut.
Wie 60 Minutes of Fame funktioniert
Hinter dieser Idee stehen drei Jungs, die gerade eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann im Heart Restaurant & Bar machen: Jannik, Malcolm und Xaver. Das Lenbachs & Söhne gehört mit zum Betrieb, hat aber in den letzten Jahren ein wenig seinen Touch verloren. Deshalb haben die drei im Frühjahr die ganze Bar selbst renoviert. Mit viel Liebe zum Detail wurden 72 (!) Discokugeln aufgehängt, Lichter installiert, die für verschiedene Effekte im Innen- und Außenbereich sorgen, interessante Tapeten und Spiegel angebracht. „Wir haben das DJ Pult ans Fenster gebaut, damit der DJ mitten im Geschehen ist. Und weil es von außen einfach gut aussieht, wenn er an der Scheibe steht“, erklärt Jannik. Generell machen die jungen Veranstalter alles selbst: das Logo, die Flyer, die Fotos, die Videos und sie helfen auch am Abend mit.
Was mit ihren drei Freundeskreisen begann, hat sich relativ schnell herumgesprochen, meint Xaver: „Viele Freunde und eben auch Jannik sind DJs. Mit denen hat es angefangen. Und dann ging es ziemlich schnell damit los, dass wir Bewerbungen bekommen haben. Wir hatten schon DJs hier, die von ganz woanders herkommen.“ Sie hatten vorher aber auch bereits bekannte Münchener DJs angefragt, erzählt Malcolm: „Die haben aber abgelehnt, weil sie normalerweise nur für Geld spielen. Am Anfang hat auch niemand so wirklich an uns geglaubt. Hier läuft eben hauptsächlich Deep und Tech House, was in München sowieso schon eine Seltenheit ist. Aber mittlerweile haben einige dieser DJs von sich aus wieder bei uns angefragt. Das Konzept ist, dass die DJs hier spielen, weil es ihnen Spaß macht und eben nicht fürs Geld.“
Diese Veranstaltung bietet vor allem noch unbekannten DJs eine Plattform und kann auch zum Sprungbrett werden, meint Xaver: „Es hat zum Beispiel schon einer hier aufgelegt, der das Ganze immer nur hobbymäßig zuhause gemacht hat und nie vor Leuten gespielt hat. Er hat nun schon ein paar Mal hier aufgelegt und startet seitdem richtig durch.“ Es gab auch schon viele bekannte DJs: Nino Schmidbauer, die Jungs von Same Same, Jannis Legler, Sinan Souza und sogar Gregor Rost aus Berlin, waren bereits da.
Die DJs können sich bewerben, schicken ein Sample ein und werden dann eingeladen. Die Besten werden dann in anderen größeren Locations ausprobiert, wie zum Beispiel im Heart. Aber der Spaß steht dennoch im Vordergrund: um 23 Uhr geht das Event los, jeder DJ spielt sein Set und danach heißt es: Open End, wo derjenige spielen darf, der Lust hat. Und das Publikum dreht durch, erinnert sich Malcolm. „Wir hatten hier halt echt schon die ein oder andere Party, bei der es zu krass abgegangen ist. Da sind dann alle ausgeflippt. Einmal kam die Polizei, weil’s zu laut war und draußen viel zu viele Leute standen. Als der Polizist einen Fuß in die Tür setzte, flog in dem Moment ein Becher Bier durch den ganzen Laden und schüttet ihn komplett voll.“ (Ups 😉 – Kommentar von PartyMunich)
Die Musik, die gespielt wird, ist eine Kombination aus angenehm und motivierend. Man kann problemlos eine Konversation führen und gleichzeitig gut dazu tanzen. „Was wir mit dieser Veranstaltungsreihe erreicht haben ist, dass viele Leute und vor allem viele unserer Freunde, die vom Musikgeschmack nicht umbedingt Deep und Tech House gehört haben ins Lenbachs kommen, weils denen hier taugt. Weil wir ihnen gezeigt haben, wie geil dieser Sound eigentlich ist“ , meint Malcolm.
Die Veranstalter privat
Neben ihrer Ausbildung arbeiten die Jungs viel. Malcolm ist seit zwei Jahren im Charlie tätig, Xaver in der Bar 45 und Jannik als DJ unterwegs. Für Jannik ist Sixty Minutes of Fame die erste Veranstaltungsreihe aber Xaver und Malcolm haben schon früher ihre Erfahrungen gesammelt: Nach zwei Tiefgaragen- Partys, um Geld für die Klassenkasse zu sammeln, ist die ehemalige Meinburk auf die beiden aufmerksam geworden und sie durften dort eine Veranstaltungsreihe starten.
Auch bei Jannik waren seine ersten Kontakte mit dem Münchner Nachtleben recht früh: „Ich habe mir mit 15 mit dem Geld aus meinem Sparbuch zwei Plattenspieler gekauft und zu meinem 16. Geburtstag habe ich von meiner Schwester als Geschenk bekommen, dass ich einmal mit einem DJ im Baby! (Heute: Call me Drella) auflegen darf. Diese Erfahrung hat meinen ganzen Geschmack und meinen Style geprägt, weil es für mich einfach das Coolste war, was ich jemals in meinem Leben gesehen habe.“ Jetzt legt er seit einem Jahr regelmäßig auf und kriegt laufend neue Aufträge von namhaften Clubs und spielt auf Firmenevents und Store Openings.
Die drei Jungs kennen sich schon ewig und sind eine Einheit und trotzdem zieht jeder sein eigenes Ding durch. Da gibt es natürlich auch auf Reibereien: „In der Arbeit haben wir uns schon alles geheißen und zicken uns schon gut an. Wir arbeiten eben auch 5 Tage die Woche miteinander und geh’n am Wochenende zusammen weg. Das wird dann eben echt oft etwas viel.“ Trotzdem funktioniert es, wie man unschwer an ihrer erfolgreichen Eventreihe sehen kann.
Ein spannendes Konzept, angenehme Loction, atemberaubender Sound und interessante Leute, auf all das trifft man, wenn man am Mittwoch ab 22 Uhr ins Lehnbachs & Söhne geht. Es lohnt sich auf jeden Fall seinen Abend dort zu verbringen und die unglaubliche Stimmung zu genießen.